Bauen brasilianisch

Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie die Menschheit an ein Dach über dem Kopf kommt. Früher suchte man sich eine Höhle, meißelte den Namen an den Eingang und fertig. Später wurden Holzhütten gebaut und irgendwann kam man auf die Idee, Steine übereinander zu setzen und ein Dach anzubringen. Diese Form der Wohnraumerschaffung hat sich inzwischen weltweit durchgesetzt und trotzdem ist die Art und Weise, wie das geschieht, völlig unterschiedlich.

Bei uns betoniert man erst einmal eine Bodenplatte, setzt dann die Wände am Rand entlang und noch ein paar dazwischen, die die einzelnen Räume bilden. Ein Dach kommt drauf, Rohre und Leitungen werden verlegt, Fenster gesetzt und schon hat man ein abgeschlossenes Gebilde, in dem sich der Trockenbau austoben kann.

Hier ist das anders: Erst werden Wände gesetzt, dann der Fußboden gegossen (sonst wüsste man ja gar nicht, wie viel Boden man braucht), ein Dach kommt drauf. Dann tauchen Männer auf, die die neuen Wände wieder kaputt machen und Schlitze für Leerrohre kloppen (diagonal über die Wände).
Fliesen werden auf die Böden und an die Wände gepappt, der Verputzer kommt und macht das Bauwerk schön. Gartentore und Geländer werden angebracht. Fenster und Türen sind noch keine da – wahrscheinlich wegen der besseren Belüftung. 😉

In etwa diesem Zustand befindet sich gerade ein Haus in unserer Nachbarschaft. Heute habe ich das Auto des Glasers vor dem Haus stehen sehen und der Schreiner war auch schon mal da und hat die Türen ausgemessen.
Die Haustür wurde schon vorab geliefert; sie stand erst in der Garage eines der Nachbarhäuser, wurde aber jetzt auf die Baustelle verbracht. Nun steht sie in der frisch geweißten Garage neben dem Container für den Bauschutt, diversen Farbeimern, einem Sandhaufen und einigen übrig gebliebenen Steinen.

Heute hatten/haben wir heftiges Gewitter und Dauer-Starkregen. Mich würde interessieren, wie es morgen im Innern des Hauses aussieht; bei unserer abendlichen Inspektion haben wir heftiges Wasserrauschen gehört. Vermutlich gleicht der Bau derzeit einer Tropfsteinhöhle … womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären. *grins*

12 Gedanken zu “Bauen brasilianisch

    • Die einen fallen von oben runter und über die anderen stolpert man. Ich kann mir auch nie merken, was was ist.
      Die Handwerker wursteln unverdrossen weiter in der Tropfsteinhöhle. 🙂

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      • Ich habe mir da (wie viele andere auch) eine Eselsbrücke gebastelt, die funktionier: Titten fallen von oben herunter, … :))

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      • bei uns in der Nähe pantscht einer mit Lehm und Stroh rum. Das soll ein Haus nach alten Bauplänen geben. Ob das aber alles normal ist, kann ich nicht mehr beurteilen.
        Demnächste ziehen wir uns wieder in die Höhlen zurück.

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      • In Wohnzeitschriften ist zu lesen, dass das Klima in Lehmhäusern ja sehr gesund sein soll … ob man sich damit nicht andere Probleme einhandelt, kann ich nicht beurteilen. Es wird ja seinen Grund gehabt haben, dass man seinerzeit von dieser Bauweise wieder abgekommen ist.

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      • stell Dir mal vor, Du kommst besoffen nach hause, noch mit einer Bierflasche in der Hand.
        Du stolperst, das Bier läuft die Wand runter, die Wand weicht auf, Du lehnst Dich dagegen und bist wieder draussen!!!!

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